Angst kann manchmal aus dem Nichts kommen, aber in vielen Fällen wird sie durch negative Denkmuster, unzureichend entwickelte Bewältigungsstrategien oder tief verwurzelte unbewusste Überzeugungen verstärkt. Hier kann Psychotherapie oder Gesprächstherapie eine große Hilfe sein. Wenn man die Ursache der Angst – sei es falsche Überzeugungen, vergangene Traumata oder schlechte soziale Fähigkeiten – angeht, kann man von innen heraus heilen.
Psychotherapie-Optionen für Angstzustände
Es gibt verschiedene Arten von Psychotherapie, die sich bei der Behandlung von Angstzuständen als wirksam erwiesen haben. Nachfolgend sind einige der häufigsten Ansätze aufgeführt:
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)
Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist die am weitesten verbreitete und am besten erforschte evidenzbasierte Behandlung von Angstzuständen. CBT konzentriert sich darauf, unrealistische Überzeugungen über die Wahrscheinlichkeit und die tatsächlichen Kosten von befürchteten Schäden zu verändern, indem kognitive und verhaltensbezogene Techniken angewendet werden.
Eine Überprüfung von 41 Studien aus dem Jahr 2018 zeigte, dass CBT eine effektive Intervention für angstbezogene Störungen im Vergleich zu einem Placebo darstellt. Die Forscher fanden heraus, dass CBT besonders wirksam bei der Behandlung von Zwangsstörungen (OCD), generalisierten Angststörungen (GAD) und akuten Stressstörungen war. CBT wird in der Regel kurzzeitig (einmal pro Woche für 3–5 Monate) angewendet und konzentriert sich auf das spezifische Problem, das behandelt werden soll.
Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) basiert auf der Idee, dass schmerzhafte Gedanken und Gefühle Teil des menschlichen Lebens sind und dass der Versuch, sie zu vermeiden oder zu kontrollieren, nur mehr Leid verursacht. ACT hilft, größere psychologische Flexibilität zu entwickeln, indem es lehrt, schwierige Gedanken und Gefühle auf nicht wertende Weise zu akzeptieren. Es wird auch gelehrt, auf den eigenen Werten zu handeln, selbst wenn schmerzhafte Gefühle im Spiel sind.

ACT-Therapeuten nutzen verschiedene Achtsamkeitstechniken sowie verhaltensverändernde Strategien. ACT wird oft zusammen mit anderen Therapieformen verwendet und kann sowohl als Kurzzeitintervention als auch über längere Zeiträume angewendet werden.
Expositionstherapie
Die Expositionstherapie ist eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der der Patient schrittweise den Gedanken oder den Objekten ausgesetzt wird, die seine Angst oder Furcht auslösen. Dies geschieht in einer kontrollierten und unterstützenden Umgebung, sodass der Patient lernen kann, seine Angst zu bewältigen und vermeidendes Verhalten abzubauen.
Expositionstherapie kann bei den folgenden Erkrankungen wirksam sein:
- Spezifische Phobien
- Panikstörung
- Soziale Angststörung
- Zwangsstörungen (OCD)
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Obwohl Zwangsstörungen und PTBS nicht mehr als Angststörungen in der fünften Auflage des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5-TR) kategorisiert werden, weisen beide Störungen häufig hohe Angstniveaus auf.
Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT)
Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT) ist eine Form der CBT, die Achtsamkeitsmeditation mit traditionellen CBT-Techniken kombiniert, um negative Gedanken und Emotionen, wie Angst, zu bewältigen. MBCT wird typischerweise in einer Gruppenumgebung durchgeführt, kann aber auch einzeln angewendet werden.
In MBCT lernen die Teilnehmer:
- Auf den gegenwärtigen Moment auf eine nicht wertende Weise zu achten
- Negative Denkmuster zu erkennen und herauszufordern
- Angstsymptome wie schnelle Atmung, Spannungen und rasende Gedanken zu erkennen und zu managen
MBCT ist für viele Arten von Angststörungen wirksam und wird oft mit anderen Behandlungen wie Medikamenten oder anderen Therapieformen kombiniert.

Psychodynamische Therapie
Die psychodynamische Therapie basiert auf der Idee, dass viele unserer Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von unbewussten Kräften, einschließlich unserer vergangenen Erfahrungen und unterdrückter Emotionen, beeinflusst werden. Während der psychodynamischen Therapie arbeitet der Patient daran, diese unbewussten Konflikte, Gefühle und Verhaltensweisen zu lösen und gesündere, bewusstere Entscheidungen zu treffen.
Die psychodynamische Therapie umfasst typischerweise die Erforschung von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen sowie von Träumen und anderen unbewussten Prozessen.
Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT)
Die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) ist eine Therapieform, die sowohl Einzeltherapie als auch Gruppentrainings für Fähigkeiten umfasst. DBT hilft, emotionale Regulation, zwischenmenschliche Beziehungen und Problemlösungsfähigkeiten zu verbessern. DBT-Therapeuten nutzen Achtsamkeitstechniken wie tiefes Atmen und progressive Muskelentspannung, um die Angst im gegenwärtigen Moment zu lindern.
Eine Studie aus dem Jahr 2020 verglich die Wirksamkeit von CBT und DBT bei 68 Teilnehmern mit GAD. Sie fanden heraus, dass CBT bei der Reduzierung von Angst und Depression besser wirkte, während DBT effektiver bei der Verbesserung der emotionalen Regulierung und Achtsamkeit war.
Interpersonelle Psychotherapie (IPT)
Die interpersonelle Psychotherapie (IPT) ist eine Therapieform, die darauf abzielt, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die soziale Funktionsweise zu verbessern. Obwohl sie nicht speziell zur Behandlung von Angstzuständen entwickelt wurde, kann IPT eine effektive Intervention sein, wenn die Angst in Zusammenhang mit Beziehungen oder sozialen Interaktionen steht.
IPT hilft dabei, Kommunikationsfähigkeiten und soziale Funktionsweise zu identifizieren und zu bearbeiten, was Angstzustände und andere psychische Gesundheitsprobleme reduzieren kann.
Welche Therapieoption ist am besten für Angstzustände?
Es gibt keine universelle Therapie für Angstzustände, und es ist wichtig, die Methode zu wählen, die am besten den individuellen Bedürfnissen entspricht. Wenn deine Angst beispielsweise durch Beziehungsstress ausgelöst wird, ist IPT möglicherweise die beste Wahl. Wenn du der Meinung bist, dass ungelöste vergangene Traumata die Ursache für deine Angst sind, könnte psychodynamische Therapie hilfreich sein.
Wie hilft Therapie bei Angstzuständen?
Therapie ist bei Angstzuständen besonders wirksam, weil sie den Patienten hilft:
- Negative Denkmuster zu erkennen und zu ändern
- Gesunde Bewältigungsstrategien zu erlernen
- Unterliegende Probleme zu adressieren
- Unterstützung und Anleitung zu erhalten
Fazit
Angstzustände können herausfordernd sein, aber Psychotherapie bietet viele Werkzeuge und Strategien, um Symptome zu bewältigen. Egal, ob du unter generalisierter Angststörung, Phobien oder Panikattacken leidest, es gibt sicher eine Psychotherapieoption, die dir helfen kann. Zusammenarbeit mit einem Therapeuten, um die zugrunde liegenden Ursachen der Angst zu bearbeiten und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln, kann zu einer besseren Lebensqualität und einer langfristigen Verringerung der Angstsymptome führen.