Klinische Definition und Schlüsselmerkmale
Die juvenile idiopathische Arthritis äußert sich durch anhaltende Gelenkschwellungen, Steifheit und eingeschränkte Mobilität bei Kindern unter 16 Jahren. Etwa 70 % der Patienten erreichen im Erwachsenenalter eine vollständige Remission durch krankheitsmodifizierende Therapien.
Pathogenetische Einblicke
Als Autoimmunerkrankung beinhaltet die JIA fehlgeleitete Immunangriffe auf die Gelenksynovialis. Aktuelle Forschungen unterstützen ein Modell aus genetischer Prädisposition und Umweltauslösern, wie z. B. viralen Infektionen.
Klinische Präsentationen und Subtypen
Systemische Manifestationen
- Extraartikuläre Symptome: Intermittierendes hohes Fieber (≥39,4°C), wandernder Hautausschlag, Eisenmangelanämie
- Multiorganbeteiligung: Risiko von kardialen, pulmonalen oder neurologischen Komplikationen
- Schub-Remission-Zyklen: Erfordern dynamische Therapieanpassungen
Drei Hauptsubtypen
- Oligoartikuläre JIA (≤4 Gelenke)
- 50 % der Fälle, betrifft vorwiegend Vorschulmädchen
- Starke Assoziation mit antinukleären Antikörpern (ANA) und Risiko einer Uveitis
- Polyartikuläre JIA (≥5 Gelenke)
- Prävalenz von 30 %, symmetrische Beteiligung kleiner Gelenke
- Positiver Rheumafaktor deutet auf einen aggressiven Verlauf hin
- Systemische JIA
- Diagnostische Trias: Quotidianes Fieber, flüchtiger Hautausschlag, Serositis
- 33 % entwickeln eine chronisch destruktive Arthritis
Diagnostische Herausforderungen
Die Differentialdiagnose muss Lyme-Borreliose und pädiatrischen Lupus ausschließen. Wichtige Untersuchungen umfassen:
- Messung der Morgensteifigkeit
- Synovialflüssigkeitsanalyse
- Bildgebung: Doppler-Sonographie zur Früherkennung von Synovitis
Stufenweises Behandlungskonzept
Pharmakologische Interventionen
- Erstlinientherapie: NSAR
- Ibuprofen/Naproxen zur Schmerzkontrolle
- Magenschutz mit Protonenpumpenhemmern
- Krankheitsmodifizierende Medikamente: DMARDs
- Methotrexat (Xatmep-Lösung)
- Obligatorische Leber-/Nierenüberwachung
- Biologika
- TNF-α-Inhibitoren: Adalimumab
- IL-1/IL-6-Inhibitoren: Tocilizumab
- Vorbehandlung auf Tuberkulose erforderlich
- Kortikosteroide
- Kurzfristige Niedrigdosis-Prednisolon-Protokolle
- Überwachung von Osteoporose und Wachstumsverzögerung
Physikalische Rehabilitation
- Aquatische Therapieprotokolle
- Wechsel von Wärme- und Kältetherapie
- Maßangefertigte Orthesen zum Gelenkschutz
Langzeitmanagement
- Augenärztliche Überwachung: Halbjährliche Spaltlampenuntersuchungen
- Zahnärztliche Anpassungen: Elektrische Zahnbürsten bei eingeschränkter Feinmotorik
- Ernährungsoptimierung: Ausgewogene Kalorienzufuhr
- Psychosoziale Unterstützung: Bewältigungsstrategien für chronische Erkrankungen
Prognose und neue Therapieansätze
Eine frühzeitige Intervention erhält die Gelenkfunktion bei 85 % der Patienten. Neue JAK-Inhibitoren zeigen vielversprechende Ergebnisse bei therapieresistenten Fällen. Multidisziplinäre Teams (Rheumatologen, Augenärzte, Physiotherapeuten) gewährleisten eine ganzheitliche Betreuung.